Wir stellen Berner ForscherInnen 5 Fragen zu ihrer Erfahrung mit Open Access.
Das zweite Interview führten wir mit Isabelle Stadelmann-Steffen, Professorin für Vergleichende Politik am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern. Sie forscht vor allem zu öffentlicher Politik (v.a. Wohlfahrtsstaatspolitik und Energiepolitik), direkter Demokratie sowie zu politischem Verhalten.
Seit wann publizieren Sie Open Access?
Das Thema ist bei mir erst in den letzten ein bis zwei Jahren in den Vordergrund gerückt. Allerdings habe ich nach wie vor kaum Zeitschriftenartikel, welche direkt in Open Access veröffentlicht werden, sondern ich versuche meine Beiträge möglichst rasch als Zweitveröffentlichung über BORIS oder als «accepted version» auf der Homepage frei zur Verfügung zu stellen.
Weshalb haben Sie sich für diese Publikationsweise entschieden?
Ich erachte es als wichtig, dass wir unsere Forschungsergebnisse nicht nur «im Elfenbeinturm» behalten, sondern – gerade wenn sie praxisrelevant sind – auch möglichst rasch einer breiteren Öffentlichkeit verfügbar machen. Der SNF, der unterdessen sehr stark Open Access im Rahmen von geförderten Projekten und Forschungsprogrammen fordert, hat mich hier sicher zusätzlich sensibilisiert.
Welche Vorteile sehen Sie dabei für sich als Forschende/Forschenden?
Neben der grösseren Sichtbarkeit der Forschung ausserhalb des wissenschaftlichen Kreises ist sicher die Hoffnung da, dass ein Artikel auch von Kolleginnen und Kollegen gelesen und zitiert wird, welche vielleicht nicht das richtige Zeitschriftenabonnement haben.
Gab oder gibt es für Sie Schwierigkeiten beim OA-Publizieren?
Wenn man wie ich oft nicht direkt OA publizieren kann, dann liegt eine Herausforderung in den verschiedenen Verlagsrichtlinien bezüglich der Embargo-Fristen, nach denen die unterschiedlichen Formen von Manuskripten auch tatsächlich öffentlich verfügbar gemacht werden dürfen.
Wie ist die Situation für Open Access in ihrem Forschungsgebiet? Wie entwickelt sie sich?
Die Politikwissenschaft ist noch stark vom traditionellen Modell geprägt, wonach Artikel für eine ziemlich lange Zeit nur mit einem entsprechenden Zeitschriftenabo zugänglich sind oder dann hohe OA Gebühren zu zahlen sind. Dies gilt insbesondere für die anerkannten Journals, in denen man als Forscherin publizieren möchte. Es ist eine gewisse Bewegung da, gerade auch weil der Druck von Seiten der Forschungsförderungsinstitutionen steigt. Aber ich denke nicht, dass wir sehr rasch bei einem Open Access geprägten System sind, wie das andere Disziplinen schon kennen.