Berner ForscherInnen und Open Access – Teil 4: Sandra Lösch

Wir stellen Berner ForscherInnen 5 Fragen zu ihrer Erfahrung mit Open Access. Für das vierte Interview befragten wir PD Dr. rer. biol. hum. Sandra Lösch, Abteilungsleiterin im Institut für Rechtsmedizin, Anthropologie. Für ihre Forschung untersucht sie Mumien, Skelette und Knochenfragmente vor dem Hintergrund rechtsmedizinischer und kulturgeschichtlicher Fragen.

Sandra Lösch

Seit wann publizieren Sie Open Access?

Vor 12 Jahren erschien meine erste Publikation in einem Open Access Journal. Da ich aufgrund meines interdisziplinären Fachgebiets der Physischen Anthropologie und der Bioarchäologie in unterschiedlichsten Publikationsorganen veröffentliche, sind seitdem meine Publikationen meist nicht über den ‘goldenen’ Weg zugänglich. Einen Grossteil der Arbeiten stellen wir der wissenschaftlichen Fachwelt in Hybrid-Journals und über den ‘grünen’ Weg zur Verfügung.

Weshalb haben Sie sich für diese Publikationsweise entschieden?

Damit Forschende weltweit Zugriff auf Forschungsergebnisse haben, auch wenn die Länder, bzw. Institutionen keine finanziellen Mittel dafür bereitstellen. Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch kostenfreien Zugang zu Wissen haben sollte. Das ist die Voraussetzung für eine demokratische Gesellschaft.

Welche Vorteile sehen Sie dabei für sich als Forschende?

Open Access-Texte sind besser zugänglich, bekannter und werden potenziell auch häufiger zitiert. Somit könnte mit Open Access-Publikationen auch der h-Index steigen.

Gab oder gibt es für Sie Schwierigkeiten beim OA-Publizieren?

Ja, denn APCs werden von der Uni und den Förderinstitutionen nur für Gold-OA übernommen, aber nicht für hybrid. Und ich wundere mich über überrissene APCs und unterstütze das nicht, denn ich halte sie für unmoralisch. Hier finanzieren sich Verlage auf Kosten von Universitäten und Forschungsförderungsfonds.

Ausserdem steigt meiner Erfahrung nach auch die Anzahl von Predatory Publishers. Fast täglich bekomme ich Anfragen, um Artikel in neuen oder unbekannten Journals einzureichen oder als Editor einzusteigen. Publikationen aus Journals von solchen Verlagen sind fragwürdig und für junge Forschende ist es nicht immer leicht, die Qualität einzuordnen.

Wie ist die Situation für Open Access in ihrem Forschungsgebiet? Wie entwickelt sie sich?

Open Access und der ‘grüne’ Weg nehmen zu – oftmals läuft die Verbreitung über private Wege in nicht unumstrittenen Netzwerken wie Researchgate und Academia. Auch BORIS der Universität Bern ist für uns ein wichtiges Repositorium.

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